Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet - Wie weit geht Microsoft wirklich auf die Kritiker zu? [Video-Update]

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Special Reinhard Staudacher

Gestern stellte Microsoft auf der Hausmesse Build das kommende Update Windows 8.1 vor. Windows "Blue" wird vor allem deshalb erwartet, weil es einige erhebliche Kritikpunkte des im Oktober erschienen Windows 8 ausbessern soll. Wir haben uns das Update angesehen und berichten von unseren Erfahrungen.

Update vom 05.06.2013: Passend zu unserem Artikel gibt es nun ein Video, dass die wichtigsten Neuerungen des ersten Windows-8-"Rapid Releases" vorstellt. Viel Spaß mit dem Video, dass Sie direkt im Anschluss finden.

02:30
Windows 8.1: Die Neuerungen im Überblick

Original-Artikel vom 27.06.2013: Wie jedes Windows ist auch Version 8 in seiner Release-Fassung keineswegs perfekt. Microsoft nutzt deshalb die ersten größeren Updates, bisher meist das Service Pack 1, für diverse Nachbesserungen. Da es mit Windows 8 offiziell keine Service Packs mehr geben wird, kommen die Anpassungen nun mit größeren Updates, die zwischen den Major-Releases erscheinen sollen. Windows 8.1 stellt das erste Update dieser Art dar. Neben diversen Usability-Änderungen scheint Microsoft auch die Bitten vieler Anwender erhört zu haben und liefert einige vermisste Features nach. Wichtig: Wenn Sie die Windows 8.1 Preview selbst installieren wollen, achten Sie auf unsere Hinweise.

Windows 8.1: Comeback des Startbuttons

Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (3) Quelle: PCGH Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (3) Falls Microsoft gehofft hatte, die Aufregung, die das Modern UI bei seiner Einführung erzeugte, würde schnell vergehen, dürfte das Unternehmen nun enttäuscht sein: Das neue Look & Feel polarisiert die Nutzer nach wie vor. Nachdem bekannt wurde, dass der PC-Markt im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent eingebrochen ist, wurde seitens der Industrie scharf in Richtung Windows 8 geschossen. Der niedrige Preis des Betriebssystems bis Februar 2013 half nicht wirklich, um eine schnelle Verbreitung des OS zu fördern. Auch darin dürfte der Grund zu suchen sein, dass Microsoft den Startbutton wieder einführt. Allerdings anders, als man das im ersten Moment vermuten möchte: Der Button soll nämlich nur den Zweck erfüllen, den Anwender mit einem Klick zurück auf den Startbildschirm zu befördern.

Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (9) Quelle: PCGH Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (9) Der Startknopf, in dieser Form umgesetzt, erinnert stark an den Button, den interessierte Tester bereits in der Developer Preview vom September 2011 bewundern konnte, jedoch wurde er farblich der sonstigen Erscheinung des Betriebssystem angepasst. Ein Startmenü, wie es sich viele Nutzer wünschen, gibt es dagegen auch mit dem zurückgekehrten Startbutton nicht. Für ein weitergehendes Windows-7-Feeling unter Windows 8 werden also weiterhin Tools aus dem Hause Dritter notwendig sein. Wie viele Kritiker sich damit zufriedengeben, bleibt abzuwarten. Ein weiteres Entgegenkommen seitens Microsoft gegenüber den Wünschen der Anwender ist der Boot-to-Desktop-Modus. Da sich auch die sensitiven Ecken deaktivieren lassen, bietet Microsoft fast so viel, wie die beliebten Tools der Dritthersteller. Aber eben nur fast: Für das oft gewünschte Startmenü ist immer noch die Installation weiterer Programme notwendig. Die zusätzlichen Optionen für "Boot to Desktop" und dem Startbutton verbergen sich in den Eigenschaften der Taskleiste. Ein Rechtsklick auf den Startbutton offenbart nun eine schnell erreichbare Optionen zum Herunterfahren.

Windows 8.1: Umbauten unter Metro

Microsoft versucht mit Windows 8.1, die Bedienung vor allem für Benutzer mit Maus und Tastatur zu verbessern. Deshalb erhielt auch Metro einige Umbauten. So lassen sich nun mittels eines Rechtsklicks nicht nur mehrere Kacheln gleichzeitig auswählen, sondern auch verschieben. Bisher wurde bei dieser Vorgehensweise nur die angeklickte Kachel verschoben. Außerdem sind nun zwei weitere Größen möglich, mit denen die Verknüpfungen angezeigt werden können. Die eine Größe entspricht einem Viertel der bisherigen kleinen, quadratischen Kachel, die andere verdoppelt die Fläche einer rechteckigen Kachel, sodass sie als großes Quadrat zur Verfügung steht. Diese Größe lässt sich aktuell aber nur mit der Desktop-Kachel nutzen.

Unten auf dem Startbildschirm wurde ein Pfeil-Button platziert, der den Nutzer mit einem Klick zur "Alle Apps"-Ansicht bringt. Hier finden sich alle Anwendungsverknüpfungen, die sich auf Wunsch am Startbildschirm anheften lassen. Der "Alle Apps"-Bildschirm war bisher nur über das Kontextmenü des Startbildschirms zugänglich. Neben dem Titel des Fensters befindet sich nun ein Klappmenü, mit dem Sie alle installierten Programme nach Namen, Installationsdatum und Nutzungshäufigkeit sortieren können. Die Direktsuche, die bisher im Vollbild ablief, beschränkt sich nun auf eine kleine Sidebar. Außerdem beschränkt sie sich nicht mehr nur noch auf PC, sondern zeigt auch Suchergebnisse aus dem Web an. Damit spart man sich oft das Starten des Browsers.

Über den Punkt "Einstellungen" in der Charms-Leiste erreichen Sie nun einen Dialog zum Personalisieren des Startbildschirms, wo Sie das Muster und die Farben des Hintergrunds auswählen können. Außerdem lässt sich in den Eigenschaften der Taskleiste der Desktop-Hintergrund auch als Hintergrund für den Startbildschirm verwenden. Der Stilbruch zwischen Desktop und Metro wird dadurch stark gemildert. Das Personalisierungsmenü war bisher als abgespeckte Version in der Metro-Systemsteuerung untergebracht, die ebenfalls umgebaut wurde. Die Metro-Systemsteuerung sollte eigentlich den schnellen Zugang auf die wichtigsten Optionen bieten. Aufgrund der eingeschränkten Vielfalt an Optionen fand sich der Nutzer aber zu oft in der alten Systemsteuerung wieder. Deshalb hat Microsoft den Umfang der Einstellungen deutlich erweitert und die Einstellungsseiten zu Kategorien zusammengefasst, was der Übersicht zugutekommt. Das gilt auch für den überarbeiteten Splitscreen-Modus: Nun lässt sich der Bildschirm stufenlos zwischen zwei Apps aufteilen.
Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (5) Quelle: PCGH Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (5)

Windows 8.1: Apps und Utilities

Mit Windows 8.1 wird auch eine Reihe neuer Apps eingeführt. Mit dabei sind aktuell die Wecker-App, der Metro-Taschenrechner und der Sound-Recorder. Jedoch finden sich im aktuellen Preview-Build nicht alle Apps wieder, die noch in den zuvor geleakten Versionen besichtigt werden konnten. Von der eigentlich sehr sinnvollen Files-App, die einen Dateibrowser unter Metro zur Verfügung stellt, fehlt jede Spur, auch die Videoschnitt-Anwendung "Movie Moments" vermissen wir in der aktuellen Preview. Wir hoffen, dass Microsoft in der finalen Version zumindest die Files-App mitliefert, damit die Metro-Oberfläche nicht extra für einfache Dateioperationen verlassen werden muss.

Windows 8.1: Internet Explorer 11

Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (8) Quelle: PCGH Windows 8.1: Die Preview-Version angetestet (8) Laut eigener Aussage will Microsoft mit dem IE11 den besten Browser für Windows 8 und Touch machen. Dafür sollen vor allem Performance-Verbesserungen sorgen, die den neuen Internet Explorer beim Scrollen sehr reaktionsschnell machen. Durch die Nutzung der GPU wird der Prozessor entlastet und der Akku geschont.

Der IE 11 scheint die geöffneten Tabs mit anderen Geräten synchronisieren zu können, die auf anderen Geräten mit dem gleichen Microsoft-Account angemeldet sind. Zumindest ist ein entsprechend benannter Menüpunkt vorhanden. Ob es sich bei den angeschlossenen Geräten nur um andere PCs handeln darf oder ob die Synchronisation auch in Kombination mit Smartphones und Tablets funktioniert, ist noch nicht klar. Für die Darstellung von modernen Spielen im Browser beherrscht die Engine nun WebGL, das eine Grafikbeschleunigung der im Browser angezeigten Inhalte erlaubt. Der IE überprüft die ausgeführten Programme auf Schadcode. Des Weiteren wurde die Browser-Engine beschleunigt. Laut Microsoft soll der IE nun deutlich schneller sein als etwa Chrome in der Version 27.

Eine für Webentwickler interessante Neuerung ist das Priorisieren einzelner Ressourcen. Der Ersteller einer Seite kann damit festlegen, welche Elemente auf einer Website Vorrang beim Laden haben. So werden beispielsweise genau diejenigen Elemente schneller geladen, die gleich nach dem Aufruf der Seite sichtbar sein werden. Bilder, die erst nach längerem Scrollen sichtbar sind, erhalten eine niedrigere Priorität.

Windows 8.1: DirectX 11.2

Ziemlich überraschend stellte sich auch heraus, dass Windows 8.1 mit einer neuen Version von DirectX ausgestattet sein wird. Im Gegensatz zu DirectX 11.1, das für Spieler relativ unspannend war, bietet das aktuelle API-Update auch einige Funktionen, von denen auch Spieler profitieren könnten. Aktuell scheinen alle neueren Grafikkarten die Funktionen zu unterstützen.

Viele Neuerungen haben sich vor allem der Effizienz verschrieben. Mit dem neuen DirectX lassen sich Ressourcen schneller laden, bereits geladene Daten umgekehrt aber auch einfacher speicherschonend in Bereitschaft halten. Durch die Trim-API können einzelne, im Moment ungenutzte DX-Programme den von ihnen belegten Speicher so freigeben, dass dieser in den vom Grafikkarten-Treiber belegten Bereich ausgelagert werden kann. Windows hat dadurch insgesamt mehr Spielraum, viele verschiedene Apps gleichzeitig offen zu halten und sie bei Bedarf schnell bereit zu stellen. Hardware-Overlays ermöglichen es dagegen, 3D-Grafik und Einblendungen separat zu rendern, auch wenn sie gleichzeitig dargestellt werden. Muss etwa die Auflösung für einen flüssigen Betrieb auf einen niedrigeren Wert gestellt werden, ist davon nur die 3D-Grafik betroffen. Andere Einblendungen werden dagegen immer noch mit voller Auflösung gerendert und dargestellt. Für die spätere Darstellung können die Ebenen laut Microsoft ohne Rechenaufwand und vollem Alphablending zusammengefügt werden.

Weitere Neuerungen der API sorgen für eine effizientere Nutzung des Grafikspeichers. Die D3D-Funktion "Tiled Ressources" sorgt dafür, dass nur sichtbare Teile des aktuellen Bildausschnittes im Speicher der Grafikkarte vorgehalten werden. Ist beispielsweise nur die Vorderseite eines Gebäudes sichtbar, belegen auch nur die dafür notwendigen Daten Platz im Grafikspeicher. Dafür kann die sichtbare Seite des Gebäudes mit mehr Details dargestellt werden, ohne dass sich dadurch der Speicherverbrauch erhöht. Damit alles möglichst verzögerungsfrei auf dem Bildschirm landen, hat Microsoft die Low-Latency Presentation API integriert. Damit lässt sich die Latenz zwischen der Eingabe und der Darstellung erheblich verkürzen - der Internet Explorer macht es vor.

Windows 8.1 Preview: Erstes Fazit

Mit dem 8.1-Update wird Windows 8 um einiges runder. Das gilt vor allem bei der Benutzung auf dem PC: Die Preview-Version lässt sich mit Maus und Tastatur nun viel einfacher bedienen. Die Neuerungen, die mit dem IE 11 und DirectX 11.2 eingeführt werden, klingen ebenfalls vielversprechend. Allerdings hat Microsoft bei Metro nur den kleinst-möglichen Schritt in Richtung seiner Kritiker gemacht. Das oft geforderte Startmenü fehlt nämlich immer noch. Es ist fraglich, ob der aktuelle Startbutton ausreicht, um die Kritiker des Metro-Konzeptes zum Verstummen zu bringen. Jedoch hat das Betriebssystem große Fortschritte vor allem bei der Benutzbarkeit auf PCs gemacht.

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    • Kommentare (95)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von OctoCore Lötkolbengott/-göttin
        Zitat von biohaufen
        Achso und ich glaube du hast den Sarkasmus von OctaCore nicht ganz geblickt

        Ach, das fiel eher unter freundliche Stichelei.

        Zitat von FrozenLayer
        Habe ich schon, nur meinerseits mit Sarkasmus "gekontert" ;D
        Ja, gut gespielt.
      • Von OctoCore Lötkolbengott/-göttin
        Zitat von biohaufen
        Achso und ich glaube du hast den Sarkasmus von OctaCore nicht ganz geblickt

        Ach, das fiel eher unter freundliche Stichelei.

        Zitat von FrozenLayer
        Habe ich schon, nur meinerseits mit Sarkasmus "gekontert" ;D
        Ja, gut gespielt.
      • Von ile BIOS-Overclocker(in)
        Zitat von FrozenLayer
        Habe ich schon, nur meinerseits mit Sarkasmus "gekontert" ;D

        Naja Storage Spaces sind für mich alleine schon Grund für den Umstieg, dazu dann eben Zugang zum Marketplace und dessen Apps.
        Viele kleinere Änderungen und Funktionen in Explorer, Taskmanager und dergleichen.
        Dann (jaja, ich weiß) der generelle Stil, den ich einfach für besser erachte. Ich habe WP8 und hatte auf meinen Androidhandys auch Launcher 7 weil es mich einfach anspricht.

        Am Ende kommt es darauf an, womit du es einsetzen willst und ob dir der Stil zusagt. Solltest du keine der neu eingeführten Funktionen brauchen und den Stil nicht mögen, brauchst du auch nicht wechseln beim klassischen Desktop.
        Sobald allerdings ein Laptop damit laufen soll oder gar ein Tablet, würde ich klar zu Win8 raten, weil es sich mit dem Touchpad oder dem Touchscreen einfach weitaus komfortabler bedienen lässt.
        Mm, okay, das bestätigt meine Meinung.
      • Von FrozenLayer Software-Overclocker(in)
        Zitat von biohaufen
        Ich würde sagen, dass mindestens drei dieser ums ganz vorsichtig auszudrücken "Argumente" stark subjektiv sind... Achso und ich glaube du hast den Sarkasmus von OctaCore nicht ganz geblickt
        Habe ich schon, nur meinerseits mit Sarkasmus "gekontert" ;D

        Zitat von ile
        Ich meinte jetzt eigentlich konkrete Features, nicht solch abstrakte Adjektive. Ich sehe 8.1 mittlerweile als für mich nutzbar an, sehe aber gleichzeitig nur Kleinigkeiten, die gegenüber Win 7 besser sind. Deswegen bin ich zurzeit am Abwägen, ob sich ein Umstieg lohnen würde (zumal ich es ja kostenlos bekomme).
        Naja Storage Spaces sind für mich alleine schon Grund für den Umstieg, dazu dann eben Zugang zum Marketplace und dessen Apps.
        Viele kleinere Änderungen und Funktionen in Explorer, Taskmanager und dergleichen.
        Dann (jaja, ich weiß) der generelle Stil, den ich einfach für besser erachte. Ich habe WP8 und hatte auf meinen Androidhandys auch Launcher 7 weil es mich einfach anspricht.

        Am Ende kommt es darauf an, womit du es einsetzen willst und ob dir der Stil zusagt. Solltest du keine der neu eingeführten Funktionen brauchen und den Stil nicht mögen, brauchst du auch nicht wechseln beim klassischen Desktop.
        Sobald allerdings ein Laptop damit laufen soll oder gar ein Tablet, würde ich klar zu Win8 raten, weil es sich mit dem Touchpad oder dem Touchscreen einfach weitaus komfortabler bedienen lässt.
      • Von versus01091976
        lohnt nicht

        Jede Woche mehrere neue News zu Win 8.1 oder Win 8. Es nervt einfach nur noch.
      • Von ile BIOS-Overclocker(in)
        Zitat von FrozenLayer
        Quatsch. Für dich, lieber ile, schreibe ich sie sogar nochmal fein säuberlich formatiert in einer UL neu auf:

        Vorteile von Win8

        Hübscher
        Funktionaler
        Sicherer
        Aktueller
        Besser
        Hübscher

        Brauchst mir nicht zu danken, für dich immer gern. <3
        Ich meinte jetzt eigentlich konkrete Features, nicht solch abstrakte Adjektive. Ich sehe 8.1 mittlerweile als für mich nutzbar an, sehe aber gleichzeitig nur Kleinigkeiten, die gegenüber Win 7 besser sind. Deswegen bin ich zurzeit am Abwägen, ob sich ein Umstieg lohnen würde (zumal ich es ja kostenlos bekomme).
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