Schwere Vorwürfe gegen Adblock Plus: Mafia-ähnliche Machenschaften nachgesagt - Geschäftsführer dementiert

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News Andreas Link

Adblock Plus wird üblicherweise von denen angegriffen, die einen Schaden davon haben - also Werbetreibende und Webseitenbetreiber, die sich mit Werbung finanzieren. Eine ganz neue Qualität erreicht nun ein Bericht von Mobile Geeks, der mehr einer Abrechnung mit den Machern gleicht und ihnen mafia-ähnliche Machenschaften nachgesagt.

Der Bericht von Mobile Geeks schlug heute ein wie eine Bombe: Der Autor berichtet in seinem Artikel "Adblock Plus Undercover" über die angeblichen Machenschaften der Betreiber des sehr beliebten Browser-Addons, das Werbung der Webseiten unterbindet. Wir können die gemachten Vorwürfe gegen die Entwickler in der Kürze der Zeit nicht selbst prüfen und geben diese daher kurz wertungsneutral wieder. Der Kern der Recherche von Autor Sascha Pallenberg ist, dass die Entwickler von Adblock Plus sich bei den genervten Surfern als Heilsbringer präsentieren und dann selbst abkassieren.

Hinter "Adblock Plus stehen offenbar finanzstarke 'strategische Partner' aus der Werbeindustrie, die nun endlich ihre bisherigen Investitionen zu Geld machen wollen", so der Autor. Im Artikel wird richtig hergeleitet, dass Adblock Plus einst die Entwicklung des Programmierers Wladimir Palant ist. Der hatte bekanntermaßen schon 2010 Partner gesucht, die er dann bei der in Köln ansässigen Eyeo GmbH gefunden hat. Der Artikel führt nun aus, dass dort 15 Mitarbeiter sitzen - davon zwei Geschäftsführer - die sich alleine über eine kostenlose Browsererweiterung finanzieren sollen. Der gesunde Menschenverstand lässt einen das schwer glauben, was zu Recherchen führte.

Keine Frage, Personal muss finanziert werden. Das soll laut Bericht unter anderem über die seit 2011 eingeführten "Acceptable Ads" erfolgen, für die angeblich strategische Partner gefunden worden sein sollen. Im polemisch geschriebenen Artikel wird weiterhin der Vorwurf gemacht, dass Adblock Plus Amazon-Ref-Links umwandeln soll, mit denen Geld verdient werden kann. An und für sich keine Straftat, aber kaum als fair zu bezeichnen, wenn bereits von einem fairen Ref-Partner erzeugte Links zugunsten von Adblock umgewandelt werden.

Autor Pallenberg hat sich auch mit der Person Till Fiada auseinandergesetzt und dessen berufliche Karriere offengelegt. Laut den gemachten Recherchen ist er zwar keine in besonderer Form auffällige Person, das Image der Mutter Theresa würde aber nicht dazu passen. Stimmen die Recherchen, ist das Umfeld mit zumindest windigen New-Economy-Geschäftsmodellen in Verbindung zu bringen, etwa dem Domain-Händler SEDO. Auffällig sei hier etwa, dass die Werbeanzeigen hier nicht geblockt werden. Auch Verbindungen zur United Internet AG (u.a. 1&1, GMX) werden nachgesagt, deren Anzeigen dann nicht geblockt werden. Die laut Recherche gesamten Ausmaße der Machenschaften bei Adblock lesen Sie im Artikel von mobilegeeks.de.

Unterdessen haben wir mit Till Faida Kontakt aufgenommen, der uns eine Stellungnahme zu den Vorwürfen hat zukommen lassen. Wie geben diese im Folgenden im gesamten Wortlaut wieder:

Statement von Till Faida, Mitgründer und Geschäftsführer von Adblock Plus

Köln, 26. Juni 2013 - Sascha Pallenberg von Mobilegeeks.de hat sich in seinem Artikel "Adblock Plus Undercover" intensiv mit Adblock Plus auseinandergesetzt. Ein Großteil der Informationen zu der Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist korrekt recherchiert, einiges nicht. Im Gegensatz zu Sascha Pallenberg, sehen wir in dieser Vernetzung jedoch keinen Gewissenskonflikt, sondern profitieren von den Erfahrungen und Kontakten unserer Mitarbeiter und Unterstützer. So ist es für uns möglich, neue Werbeformen und Technologien zu testen. Unser Business Angel Tim Schumacher investiert daher in Geschäftsmodelle, die "Acceptable Ads" verwenden. Wir glauben genauso wie er daran, dass sich diese Art von Werbung langfristig durchsetzen wird. Pop-ups, Werbebanner und Videowerbung werden hingegen langfristig keine Erlösmodelle mehr darstellen, da sie nicht die Wünsche der Nutzer repektieren.

Als einziger Adblocker weltweit sehen wir von Adblock Plus Werbung nicht grundsätzlich als böse an, sondern suchen nach einem Mittelweg, der sowohl Nutzer vor aufdringlicher Werbung schützt als auch Webseitenbetreiber dabei hilft, sich zu finanzieren. Uns geht es dabei um den Erhalt des kostenlosen Internets trotz steigender Ablehnung traditioneller Werbeformate. Wir möchten dabei helfen, einen Kompromiss zwischen Usern, Werbetreibenden und Publishern zu finden und damit auch Online-Journalismus eine notwendige Vergütung zu ermöglichen. Das Whitelisting ist kostenlos für kleine und mittelgroße Webseiten. Namhafte Unternehmen wie Reddit, 1&1 und Web.de sind unserer Initiative beigetreten. Dabei haben wir immer transparent geäußert, dass große Unternehmen unsere Initiative finanziell unterstützen, damit Werbeinhalte angezeigt werden. Das haben wir immer transparent geäußert, z.B. gegenüber der New York Times oder auch auf unserer Webseite. Eine Bevorzugung dieser Firmen gibt es jedoch nicht, jede Website kann sich bewerben und die Kriterien sind für alle gleich.

Die Kriterien, nach denen unsere Community entscheidet, welche Werbung wir anzeigen, sind vollkommen transparent. Werbung muss zum Beispiel klar als solche gekennzeichnet sein und darf den Besucher einer Website nicht übermäßig ablenken. Die exakten Kriterien sind unter http://adblockplus.org/de/acceptable-ads öffentlich einsehbar. Diese Maßstäbe werden in Zusammenarbeit mit unseren Nutzern, aber auch Websites, Advertisern und Technologieanbietern ständig weiterentwickelt. So wird jedes einzelne Angebot für neue Webseiten, die in das "Acceptable Ads"-Programm aufgenommen werden wollen, in der Community diskutiert. So wurde auch Yieldkit nach öffentlicher Diskussion auf die Whitelist gesetzt. Die Community kam zu dem Schluss, dass YieldKit diese Kritieren erfüllt: https://adblockplus.org/forum/viewtopic.php?f=12&t=9990&p=70818&hilit=yieldkit#p70818
Die Werbeanzeigen sind ganz normale Textlinks, die auf jegliche Störelemente verzichten. Jeder kann leicht Acceptable Ads abschalten, der mit diesen Standards nicht einverstanden ist. Jeder kann an den öffentlichen Diskussionen im Forum teilnehmen, eine aktivere Beteiligung würden wir uns sogar sehr wünschen.

Im Sinne unseres Community-Gedankens sind wir mit denen auf Mobilegeeks aufgeführten Punkten jederzeit transparent umgegangen. Wir verstehen aber, dass Adblocking für Webseitenbetreiber ein emotionales und vielschichtiges Thema ist. Gern stehe ich sowohl Nutzern als auch Medienvertretern als Ansprechpartner bei offenen Fragen zur Verfügung.

Im Statement wurde nicht auf die Vorwürfe zu den Amazon-Ref-Links eingegangen. Auf nochmalige Nachfrage sagt uns Till Faida: "Wir wandeln keine Links um, die Partner-Id wird nur bei Vertippern angehängt (also auch nicht, wenn jemand über einen Link auf die Amazonseite kommt). Wenn man also amazon.com eingibt, passiert nichts, wenn man amazon.com eingibt schon. Wir haben das übrigens hier angekündigt: http://adblockplus.org/blog/typo-correction-feature-in-adblock-plus unter "Monetization" wird das Geschäftsmodell erklärt."

Wir wissen, dass solche Themen auch in unserem Forum gerne emotional diskutiert werden und bitten an dieser Stelle darum, eine gewisse Kultur zu wahren. Das erleichtert nicht nur anderen Forenmitgliedern untereinander den Umgang, sondern auch den Moderatoren das Miteinander.

    • Kommentare (52)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von timetoremember Freizeitschrauber(in)
        AW: Schwere Vorwürfe gegen Adblock Plus: Mafia-ähnliche Machenschaften nachgesagt - Geschäftsführer dementiert

        Ein nettes Video von den Semper Jungs zu dem Artikel.
        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]
      • Von timetoremember Freizeitschrauber(in)
        AW: Schwere Vorwürfe gegen Adblock Plus: Mafia-ähnliche Machenschaften nachgesagt - Geschäftsführer dementiert

        Ein nettes Video von den Semper Jungs zu dem Artikel.
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      • Von Anticrist Software-Overclocker(in)
        AW: Schwere Vorwürfe gegen Adblock Plus: Mafia-ähnliche Machenschaften nachgesagt - Geschäftsführer dementiert

        und wo sind da jetzt die mafiösen Strukturen ?

        Oh Gott.. die wollen doch tatsächlich Geld mit ihrem Programm verdienen, das Millionen Menschen vollkommen gratis nutzen ... hängt sie in den höchsten Baum !!!
      • Von godfather22 BIOS-Overclocker(in)
        Manche Werbung nötigt einen ja schon regelrecht andere (unseriöse) Websiten zu öffnen. Da klickt man auf nen Link und schwupp öffnet sich ein Fenster. Wen man jetzt aber denk: "Hmm am besten ich klicke auf das kleine blaue dann verschwindet das Fenster bestimmt." Liegt da aber falsch. Wenn man das macht öffnen sich nur wieder 3-5weitere Fenster und ich darf wieder den Tab suchen, aus dem die Werbung für die "ultimative Art abzunehmen" kommt
        Wenn das die Methoden der modernen Werbeindustrie sind können die von mir aus an Adblock ersticken und ich benutze es auch weiterhin.
      • Von keinnick Lötkolbengott/-göttin
        AW: Schwere Vorwürfe gegen Adblock Plus: Mafia-ähnliche Machenschaften nachgesagt - Geschäftsführer dementiert

        Zitat von HeinrichHill
        Lest euch die Recherche doch bitte nochmal durch: das Geld für die Finanzierung von Adblock Plus stammt anscheinend von genau *den gleichen Leuten* und Investoren, die vorher und auch jetzt noch mit genau der Werbung Geld verdienen, vor der wir nun alle angeblich "beschützt" werden müssen.

        Ihr schaufelt den Investoren also als Benutzer von Adblock Plus das Geld einfach nicht mehr in die rechte Tasche (Blinkebanner), sondern in die linke Tasche (Acceptable Ads). Egal ob ihr irgendwo klickt oder kauft oder irgendwas unauffällig eingeblendet wird, ihr seid alle Zusammen als Benutzer das Produkt, mit dem die gleichen Leute wie vorher Geld verdienen.

        Ladet ihr einen Typen, der euch eins auf die Zwölf haut, danach zum Bierchen ein? Wohl kaum. Installiert ihr euch ein Antivirenprogramm von einem Hersteller, der vorher im ganzen Netz Root-Kits und Trojaner platziert hat und euch jetzt vor genau diesen "beschützen" will? Auch nicht? Na also.

        Die tun nichts anderes als ein kostenloses Produkt anzubieten welches auch seinen Zweck erfüllt. Dass sie ihr eigenes Werbenetzwerk gleich vorab als "acceptable" einstufen und dies auch anderen Werbetreibenden gegen Geld anbieten, nehme ich ihnen nicht übel denn ich habe die Möglichkeit das abzuschalten. Der Blogbeitrag liest sich für mich arg konstruiert und reißerisch und wenn man das Ganze mal objektiv betrachtet, bleibt von dem was der Verfasser da schreibt nicht wirklich viel haltbares oder "belastendes" übrig.

        Und zum letzten Satz:

        Der Vergleich hinkt... aber so richtig
      • Von JPW Software-Overclocker(in)
        AW: Schwere Vorwürfe gegen Adblock Plus: Mafia-ähnliche Machenschaften nachgesagt - Geschäftsführer dementiert

        Na und?
        Ist doch völlig egal, Acceptable Ads mache ich standardmäßig sowieso aus und solange die Werbung geblockt wird...
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