Vector 180 im Test: Die neue Edel-SSD von OCZ
Etwas mehr als ein Jahr nach der Vector 150 stellt OCZ einen Nachfolger vor. OCZ greift mit der Vector 180 erstmals in Richtung der 1-TByte-Marke und führt die Strategie fort, seine Laufwerke auf langfristige Leistung zu optimieren. Wir sehen uns die beiden Topmodelle der neuen Serie an.
Wenn wir uns an den Test der Vector 150 erinnern, stellen wir fest, dass es damals wohl OCZ war, das den Trend zu den langzeitoptimierten SSD-Laufwerken lostrat und den viele andere Hersteller im letzten Jahr aufgegriffen haben. Der Grund für diese Entwicklung ist, dass inzwischen auch günstige SSDs ohne weiteres Lese- und Kopiergeschwindigkeiten von etwa 500 MByte/s und (kurzfristig) IOPS-Werte im Bereich um 80.000 bis 90.000 Zählern erreichen und sich teurere Laufwerke mit dem blanken Leistungsargument nur noch schwer rechtfertigen lassen. Die Ursache für diese Uniformität der Leistung bei vielen Laufwerken ist das Interface, über das sich noch immer ein Großteil der SSDs mit dem System verbinden: SATA 6 GBit/s.
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Technische Hintergründe
Nominell bietet dieses zwar einen Durchsatz von 6 GBit/s, allerdings handelt es sich hierbei nicht um die Netto-Datenrate. Denn anders als bei vielen anderen Schnittstellen wird bei der Angabe "SATA 6 Gbit/s" die Codierung außen vor gelassen. SATA überträgt pro Takt nämlich nur 0,8 Bit pro Bit, beziehungsweise 8 Bit pro 10 Bit und arbeitet also damit, was als man gemeinhin als 8b10b-Codierung bezeichnet. Der Netto-Durchsatz liegt als bei nur 4,8 GBit/s (600 MByte/s). Berücksichtigen wir einen gewissen Protokoll-Overhead und die in der Praxis nicht ideale Arbeitsweise der Technik, stellen wir fest, dass SSDs inzwischen schon sehr lange an der in der Praxis erreichbaren Obergrenze des Interfaces "kleben".
Diese Grenzgeschwindigkeit gilt für den gesamten Zeitraum, über die eine SSD ausgelesen wird. Denn eine SSD kann ohne Weiteres ihre ganze Kapazität in einem Rutsch und ohne Geschwindigkeitseinbußen auslesen. Anders beim Schreiben: Dort hält jede SSD ihre Maximalgeschwindigkeit nur für einige Minuten. Zwar spielt hier auch die Arbeitsweise des Controllers mit hinein, aber der Hauptgrund für die langfristige Geschwindigkeitsabnahme ist der Flash-Speicher, der nur dann direkt beschrieben werden kann, wenn er nicht schon Daten beinhaltet. Ist er schon beschrieben, muss der Block erst zeitaufwändig gelöscht werden. Bei kleinen Datenmengen, wie sie in der Regel vorkommen, sucht sich der Controller einfach anderen freien Speicher auf dem Flash und schreibt die Daten dort hinein.
Allerdings sind Speicherzellen nicht immer leer, obwohl sie zum Löschen freigegeben wurden. Das ist etwa dann der Fall, wenn der Nutzer Dateien im Betriebssystem löscht, die SSD die Ausführung des TRIM-Kommandos aber verschiebt, da gerade andere zeitkritische Aufgaben anstehen. Normalerweise nutzt der Controller Leerlauf-Zeiten dafür, für den Nutzer augenscheinlich zwar gelöschte, in der Realität aber immer noch beschriebene Bereiche auf der SSD präventiv zu löschen, sodass die Zellen bei einem eventuellen späteren Schreibzugriff sofort stehen. Wird die SSD aber so lange mit neuen Schreibaufgaben konfrontiert, bis das Laufwerk komplett vollgeschrieben wurde, stehen keine Ausweichplätze mehr zu Verfügung und der Controller muss eventuell in der Zwischenzeit zum Löschen freigegebene Speicherzellen noch während des Schreibvorganges löschen. Je nach freier Kapazität dauert es mehr oder weniger lange, bis dieser Punkt auftritt, aber spätestens ab diesem Moment brechen die meisten SSDs sehr stark ein. Auf die Beschleunigung genau dieses Vorgangs zielen die Bemühungen vieler SSD-Hersteller im letzten Jahr ab.
Die Vector 180 im Detail
Quelle: PCGH Bevor wir uns um die gemessenen Leistungsdaten der Vector 180 kümmern, gehen wir erst einmal auf die Spezifikationen des Laufwerkes ein. OCZs neueste Laufwerksserie erscheint mit den Kapazitäten 120, 240, 480 und 960 GByte. Damit schrammt man nur knapp an der 1-TByte-Marke vorbei. OCZ bietet damit vergleichsweise spät eine 2,5-Zoll-SSD der 1-TByte-Klasse an. Die Verzögerungen hierbei sind vermutlich auf Seiten Toshibas zu suchen, da auch andere Hersteller wie Plextor, die den NAND dieses Herstellers einsetzen, erst in den letzten Wochen und Monaten mit Laufwerken jenseits der 512-GByte-Marke an den Start gingen. Die Preise sind mit 90, 150, 275 und 500 Euro hoch, aber auf einem für Premium-SSDs üblichen Niveau. Dabei liegen den Vector-180-SSDs zahlreiche Extras wie Acronis True Image 2014 sowie ein Adapter auf 3,5-Zoll und Schrauben bei, die vor allem bei günstigeren Laufwerken vermisst werden.
Im Inneren der SSD arbeitet weiterhin der Barefoot 3 M00, den man schon aus den vorherigen SSDs des Herstellers kennt. In beiden von uns getesteten Exemplaren (960 & 480 GB) stehen ihm 1 GiByte DDR3L-1600-Speicher von Micron zu Verfügung. Der Speicherplatz verteilt sich in beiden SSD auf 16 Chipgehäuse mit Toshiba A19nm-NAND. Durch diese künstliche, von der Chip-Kapazität her eigentlich nicht erforderliche Aufteilung der Kapazität auf viele Chips werden Geschwindigkeitseinbrüche bei kleineren Kapazitäten vermieden ("Interleaving"). Erst bei den kleineren Modellen wirkt sich die Verknappung aus, aber auch diese schaffen immer noch rund 450 MByte/s (120 GByte).
Eine der größten Neuerungen der Vector 180 nennt OCZ "PFM+" (Power Failure Management). Dabei handelt es sich um Maßnahmen, welche die Datensicherheit im Falle von Problemen bei der Stromversorgung bis hin zum Totalausfall sicherstellen sollen. Stellt die SSD ein Problem bei der Energieversorgung fest, schaltet sie auf einen Pufferkondensator um, der das Laufwerk noch für eine kurze Zeit in Betrieb halten kann. Diese reicht aus, um die SSD Flash in einen konsistenten Zustand zu bringen. So soll der vollständige Datenverlust oder gar das "Bricken" der SSD verhindert werden.
Wieder mit dabei ist die Shield-Plus-Garantie, die OCZ mit der Arc 100 und der Radeon-R7-SSD einführte. Diese vereinfacht den Reklamationsprozess im Schadensfalle deutlich zugunsten des Kunden: Für die Garantie ist dieser nicht auf eine Rechnung angewiesen, sondern teilt OCZ einfach die Seriennummer des Laufwerks mit. Ein Austauschexemplar macht sich sogleich auf den Weg, der Nutzer schickt das schadhafte Laufwerk erst danach zurück. Bei der Vector 180 erstreckt sich dieses Versprechen über 5 Jahre, verfällt jedoch, wenn Sie in dieser Zeit in Summe mehr als 50 GByte/Tag auf die SSD schreiben. Das entspricht einer garantierten Schreibleistung (TBW, Terabytes written) von etwa 91 TByte, die sie im Verlauf von fünf Jahren auf das Laufwerk schreiben dürfen.
SSD-Guru: Neues Verwaltungs-Tool von OCZ
Quelle: PCGH Zwar hatte OCZ mit der Toolbox schon seit Längerem ein Programm im Angebot, dieses erledigte aber nur die grundlegenden Aufgaben rund um die SSD-Verwaltung. Zeitgleich mit der Vector 180 hat OCZ nun aber eine deutlich aufgebohrte Werkzeugsammlung veröffentlicht, die den Namen SSD-Guru trägt. Neben dem Auslesen von allgemeinen Informationen wie Laufwerkszustand, Temperatur, Treiber und Firmware-Version bietet die Software auch fortgeschrittene Optionen wie das Einrichten einen größeren Overprovisioning-Bereichs (durch Partitionieren) oder einen ATA Enhanced Secure Erase an, der das Laufwerk auf den Werkszustand zurück versetzt. SSD-Guru liegt der Vector 180 aber nicht bei, sondern muss von der Website des Herstellers heruntergeladen werden.
Benchmarks
In unseren Leistungsmessungen präsentiert sich die OCZ Vector 180 ohne großen Makel. Im IOPS-Test schaffen unsere beiden Laufwerke sehr hohe 91.000 aligned 4k Random Writes pro Sekunde. Hierbei fällt auf, dass die IOPS-Leistung der SSD alle paar Sekunden komplett einbricht, um danach sofort wieder auf das alte Niveau anzusteigen. Laut OCZ ist dieses Verhalten Teil der PFM+-Funktion: Die SSD schreibt in diesen kurzen Auszeiten Metadaten auf das NAND, um den Schaden an den Daten gering zu halten oder gar den völligen Funktionsausfall des Laufwerkes zu verhindern.
Die sequenziellen Lese- und Schreibraten in AS-SSD liegen mit etwa 510 und 490 MByte/s ebenfalls auf einem hohen Niveau, auch wenn sich hier andere SSDs noch darüber einsortieren. Etwas zurück fällt die Vector 180 im Kopiertest, wo das Laufwerk für die 50.000 Dateien mit einem Volumen von 10 GiByte rund 80 bis 85 Sekunden benötigt. Die in dieser Disziplin besten 2,5-Zoll-Laufwerke benötigen bis zu zehn Sekunden weniger für die Aufgabe. Zudem benötigt das Laufwerk vergleichsweise viel Strom: Während des Schreibens fließen beim Topmodell bis zu 1,1 Ampere über die 5-Volt-Leitung, was einer Leistungsaufnahme von 5,5 Watt entspricht. Für Desktop-Nutzer dürfte diese Information irrelevant sein, Notebook-Nutzer sollten Sie aber mit einbeziehen. Bei der 480-GByte-Version ist diese Eigenschaft nicht ganz so stark ausgeprägt, weshalb sie sich bei der Bewertung vor der 960-Variante einsortiert. Im folgenden sehen Sie die Messergebnisse im Vergleich zu anderen getesteten Laufwerken.
Leistungsvergleich SSD
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Lesen/Schreiben (1 von 2)
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Fazit: Vector 180
Die Vector 180 glänzt mit der für den Hersteller üblichen sehr hohen IOPS-Leistung und gibt sich auch bei den sequenziellen Übertragungsraten keine Blöße. Erwähnenswert ist auch die vom Hersteller versprochene, unkomplizierte RMA-Abwicklung, auch wenn OCZ bei der Vector 180 das von anderen Herstellern vorgemachte Garantieversprechen für 10 Jahre nicht mitmacht. Die einzigen Kritikpunkte sind die erwähnte Schwäche im Kopiertest sowie der Stromverbrauch, welche die SSD nur bedingt geeignet für Ultrabooks und andere Geräteklassen macht, bei denen die Laufzeit im Vordergrund steht. Preislich steht zumindest das 120- und 240-GByte-Modell auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Wie fast immer gilt aber auch hier, dass die Interessenten etwas warten sollten, da die hohen Release-Preise meist schon kurz nach dem Start sinken werden.
Testtabelle
Produktinfo/-name | Vector 180 (960 GB) | Vector 180 (480 GB) |
---|---|---|
Modellbezeichnung | OCZ-Vector180 960 GB | OCZ-Vector180 480 GB |
Hersteller/Webseite | OCZ Storage Solutions (de.ocz.com) | OCZ Storage Solutions (de.ocz.com) |
PCGH-Preisvergleich | www.pcgh.de/preis/1230950 | www.pcgh.de/preis/1230954 |
Preis/Preis-Leistungs-Verhältnis | Ca. € 510,-/befriedigend | Ca. € 280,-/befriedigend |
Preis pro Gbyte | € 0,57/GiByte | € 0,63/GiByte |
MTBF*/Haltbarkeit | 2.300.000 Stunden/91 TByte | 2.300.000 Stunden/91 TByte |
Firmware Testmuster | 1.00 | 1.00 |
SSD-Controller | Barefoot 3 M00 | Barefoot 3 M00 |
Flash-Chips | 16 x Toshiba A19nm-Flash | 16 x Toshiba A19nm-Flash |
DRAM-Cache | 2 x 512 MiByte DDR3L-1600 | 2 x 512 MiByte DDR3L-1600 |
Ausstattung (20 %) | 1,95 | 1,96 |
Formatierte Kapazität (GiByte) | 894,25 GiByte | 447,13 GiByte |
Herstellergarantie | 5 Jahre | 5 Jahre |
Zubehör/Besonderheiten | Acronis True Image, 3,5-Zoll-Adapter, Schrauben, SSD Guru | Acronis True Image, 3,5-Zoll-Adapter, Schrauben, SSD Guru |
Eigenschaften (20 %) | 2,07 | 1,92 |
Schnittstelle | SATA 6 GBit/s | SATA 6 GBit/s |
NAND-Typ | 3-Bit-VNAND (32 Lagen) | 3-Bit-VNAND (32 Lagen) |
Trim-Unterstützung (Garbage Collection) | Ja | Ja |
Bauhöhe | 7 mm | 7 mm |
Leistungsaufnahme Leerlauf/Schreiben | 0,7/5,4 Watt | 0,7/5,0 Watt |
Leistung (60 %) | 1,88 | 1,88 |
Endnote | 1,93 | 1,91 |
Was stimmt, muss jeder für seine Hardwarekombi selbst nachmessen.
Zum Thema: Finde es sehr ungünstig Werbung für eine neue Festplatte und SSD Guru zu machen, wo nurnoch eine Haltbarkeit von 83% bei einem komplett neuen Laufwerk am Markt zu sehen ist. Hierfür hätte ich schon eine eingebaut der es besser geht.
In letzter Zeit gefällt mir eigentlich immer besser was man so abliefert, und ich habe auch noch andere Quellen, meinen eigenen Kopf, ich muss PCGH nicht blind vertrauen oder deren Meinung sein.
Ich halte mich ja schon deutlich zurück aber zBsp. beim kürzlich durchgeführetem RAID0-Test ist spätestens bei der auto-Auswahl der Stripe-Größe 16 KB jede Seriösität verpufft. Keine Ahnung wo das Halbwissen erworben wurde... die Leser tun mir manchmal einfach nur leid. In der Print-Ausgabe wird es nich besser sein, nur gedehnter.