80 Plus Gold, Platinum und mehr: Wie effizient sind Netzteile? Jetzt aktualisiert und mit Video

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Hier sehen Sie die Elektronik eines leistungsstarken PC-Netzteils. Insbesondere fallen die beiden großen Kühlkörper und die üppig gewählten Bauteile auf.
Quelle: PC Games Hardware

Immer öfter wird in Zeiten von Stromsparmaßnahmen und Umweltschutz bei Netzteilen mit 80 Plus oder besser geworben. Das Stichwort heißt Netzteil-Effizienz. PC Games Hardware klärt, was hinter 80 Plus steckt und welche Zertifikate es gibt. Neben Bronze, Silber, Gold und Platin gibt es nun auch das Titanium-Siegel.

09:24
PCGH-Basiswissen: Was steckt hinter 80 Plus?

In Zeiten von "Green IT" und Klimawandel legen viele Anwender besonderen Wert auf sparsame Rechner und Netzteile. Die vom Unternehmen EPRI-Solutions hervorgerufene 80-Plus-Initiative zeigt, welche Stromversorger sowohl bei 20 als auch bei 50 und 100 Prozent Last eine Effizienz von mehr als 80 Prozent erreichen. Dabei sollten Sie allerdings beachten, dass die Belastungstests nicht exakt der ATX-Spezifikation ent­sprechen und unter den Bedingungen des amerikanischen Stromnetzes erfolgen. Deshalb gibt es seit kurzem auch 80-Plus-Vorgaben für das europäische 230-Volt-Netz. Die Anforderungen an den Wirkungsgrad zum Erhalt des gleichen 80-Plus-Zertifikats sind hierbei strenger.

80 Plus: Titan, Platin, Gold, Silber, Bronze bei Netzteilen

2008 wurde das Konzept erweitert und ein Bronze-, Silber- und Gold-Zertitikat eingeführt, was die Effizienz weiter kategorisiert. Die Stufe Platin folgte 2009. Mit "80 Plus Gold" oder "Platin" ausgezeichnete Netzteile verfügen über einen besonders hohen Wirkungsgrad und waren anfangs noch eher selten am Markt vertreten. Mittlerweile hat sich die Situation aber geändert. Zumindest in höheren Wattregionen gibt es mittlerweile eine größere Anzahl von Platin-Netzteilen, die zumindest Anfang 2011 noch keine große Rolle spielten. Stand Mitte 2014: Von über 50 im PCGH-Preisvergleich gelisteten 80-Plus-Platin-Netzteilen fallen 30 Stück in die Klasse 800 Watt und mehr.

Zu beachten ist, dass die reale Energieersparnis beispielsweise eines Gold- im Vergleich zu einem Platin-Netzteil recht gering ist. Zwischen beiden Zertifikaten besteht ein Effizienzunterschied von nur zwei bis drei Prozentpunkten. Allerdings nähern sich die Preise der Netzteile mit unterschiedlichen Effizienzklassen immer weiter an. Geräte mit 80-Plus-Gold-Zertifikat sind mittlerweile bereits ab 50 Euro erhältlich.

115 vs. 230 Volt: Wirkungsgrad

Die 80-Plus-Zertifizierung für PC-Netzteile erfolgte bisher im Gegensatz zu Server-Netzteilen mit 115-Volt-Wechselspannung. Spannungswandler für den professionellen Einsatz wurden hingegen bereits in den vergangenen Jahren mit 230-Volt-Eingangsspannung durch die 80-Plus-Organisation getestet. Da sich nicht nur die Spannung, sondern auch die Netzfrequenz unterscheidet, arbeiten alle Netzteile im deutschen Stromnetz - also mit 230 Volt - messbar effizienter. Während im 115-Volt-Netz eine Effizienz von 80 % bei 20/50/100 % Last für das 80-Plus-Zertifikat ausreichen, liegen die Anforderungen im 230-Volt-Netz mit 82/85/82 % bei 20/50/100 % Last für das gleiche Zertifikat um bis zu 5 % höher. Ab dem 1. Juli 2014 ist gemäß einer neuen Ökodesign-Richtlinie der EU eine Effizienz bei PC-Netzteilen Pflicht, die der Stufe 80 Plus (230 V) entspricht.

Wie effizient ist ein Netzteil: Beispielrechnung

Ein Beispiel soll die Bedeutung der Effizienz verdeutlichen: Nehmen wir an, ein System verbraucht 200 Watt nominell. Bei einer durchschnittlichen Netzteil-Effizienz von 80 Prozent müssten also 250 Watt aus dem Netz gezogen werden, um die 200 Watt zu erreichen. Hätte das Netzteil nun 90 Prozent Effizienz, wären es 222 Watt. Ob sich der Aufpreis für ein besonders effizientes Modell lohnt, hängt stark davon ab, wie lange ein PC täglich läuft und wie hoch seine nominelle Leistungsaufnahme ist. Bei einer täglich mehrstündigen Nutzung eines übertakteten Drei-Wege-SLI-Systems ist der Aufpreis für ein 80-Plus-Platin-Netzteil viel schneller wieder reingeholt als bei einem HTPC, der hauptsächlich an verregneten Wochenenden für Filmabende genutzt wird.

Die Effizienz ist also mit Vorsicht zu genießen und auch andere Faktoren sollten bei der Auswahl des Gerätes eine Rolle spielen: Ist das Netzteil von seiner Wattklasse her stark überdimensioniert, fällt die Effizienz in der Praxis schlechter als notwendig aus, da Netzteile bei niedriger Auslastung einen weniger hohen Wirkungsgrad aufweisen. Im Zweifel ist der Griff zum günstigeren 80-Plus-Bronze-Netzteil mit guten Schutzmechanismen, leisem Kühlsystem und sinnvoller Aufteilung der 12-Volt-Schienen empfehlenswerter als der Kauf überteuerter Produkte allein aus Effizienzgründen. Nur Enthusiasten mit großem Budget sollten eine höherwertige Auszeichnung berücksichtigen. Nicht zu vergessen: Da die Fertigung eines Netzteils sehr energieintensiv ist, lohnt es sich auch aus Umweltschutzgründen nicht, ein funktionsfähiges Netzteil zu entsorgen, um es gegen ein geringfügig effizientes Modell auszutauschen!

Die folgende Tabelle zeigt die benötigten Effizenzwerte bei entsprechenden Lasten. Diese müssen erfüllt werden, um ein entsprechendes Zertifikat für das 230-Volt-Netz zu bekommen.

 10 Prozent20 Prozent50 Prozent100 Prozent
80 PlusNicht getestet82 Prozent85 Prozent82 Prozent
80 Plus BronzeNicht getestet85 Prozent88 Prozent85 Prozent
80 Plus SilberNicht getestet87 Prozent90 Prozent87 Prozent
80 Plus GoldNicht getestet90 Prozent92 Prozent89 Prozent
80 Plus PlatinNicht getestet92 Prozent94 Prozent90 Prozent
80 Plus Titan90 Prozent94 Prozent96 Prozent94 Prozent

Netzteile: Hintergrundinformation zum Wirkungsgrad

Während der Leistungsfaktor mehr die Wirtschaftlichkeit des Arbeitsaufwands beschreibt, ist der Wirkungsgrad eine feste physikalische Größe. Der Wirkungsgrad (auch als Effizienz bezeichnet) zeigt auf, wie viel von der aufgenommenen Energie an das System ausgegeben wird. In einem Netzteil treten Verlustleistungen an den unterschiedlichen Bauteilen auf, die in Wärme umgewandelt werden. Die ermittelte Pro­zentzahl gibt Aufschluss darüber, wie viel von der Eingangsleistung beim Rechner ankommt - und somit auch darüber, wie viel Energie in Form von Wärme verpufft. Ein effizienteres Netzteil hat somit den Vorteil, dass weniger Wärme erzeugt wird und der Lüfter leiser drehen kann.

Weitere Informationen erhalten Sie auch auf der offiziellen Homepage von 80 Plus.

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    • Kommentare (71)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von BlackNeo BIOS-Overclocker(in)
        Nope, habe ich jetzt so das erste mal von Philipus gelesen.
      • Von BlackNeo BIOS-Overclocker(in)
        Nope, habe ich jetzt so das erste mal von Philipus gelesen.
      • Von thom_cat Software-Overclocker(in)
        Wurde doch aber mehr als einmal gesagt, dass es nicht so ist...
      • Von BlackNeo BIOS-Overclocker(in)
        Zitat von thom_cat
        Hier trifft dann zu, es kann nicht sein was nicht sein darf... Und Corsair darf ja nunmal nix taugen

        Nö, darum gehts mir nicht. Ich dachte nur das wäre einfach ein größeres AXi 1200W

        Dann ists n gescheites Netzteil, nur brauchst du halt auch ein heftiges System um die 1,5 kW Auszulasten^^
      • Von thom_cat Software-Overclocker(in)
        Hier trifft dann zu, es kann nicht sein was nicht sein darf... Und Corsair darf ja nunmal nix taugen
      • Von Philipus II Software-Overclocker(in)
        Das AX1500i ist standardmäßig MR.
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